Mit Schwung in das Jahr 2015
Jahresauftaktveranstaltung des FDP Ortsverbandes Vaihingen-Stromberg
Der FDP Ortsverband Vaihingen-Stromberg hatte zu seinem diesjährigen Jahresauftakt in Horrheim zwei aussagekräftige Persönlichkeiten eingeladen, den Bäcker- und Konditormeister Adolf Katz mit Firmensitz in Vaihingen und den FDP Politiker Patrick Meinhardt, die beide deutliche Worte zur Situation von mittelständischen Unternehmen fanden. Vorsitzender Roland Zitzmann konnte ebenso Landesgeschäftsführer Sebastian Haag, Gemeinde- und Kreisräte, Mitglieder, Freunde und Gäste begrüßen. In eindringlichen Worten vermittelte er, wofür die Freien Demokraten stehen: „ Freiheit heißt, Verantwortung zu übernehmen, für sich und andere. Wirtschaftliche Freiheit bildet die Grundlage für die Wahrnehmung der sozialen Verantwortung.“
Zitzmann blickte auf mehr als zwanzig Veranstaltungen des Jahres 2014 zurück, über die von Dagmar Holzberg in der Presse berichtet wurde, und nannte v.a. das unkonventionelle „Diner Event“, das bereits den Preis des Kreisverbandes gewonnen hat. Getreu dem Motto: “Wo ist euer Problem? Wie können wir uns einbringen?“ stehen für 2015 Vaihinger Themen von „Fußgängerzone“ bis „Radwegekonzept“ auf der Agenda des Ortsverbandes und werden mit viel kommunalpolitischem Engagement bearbeitet. Aktuell setzen sich die Liberalen besonders für das Vaihinger Krankenhaus ein, mit Unterschriften-Sammlung, Aufkleber-Aktion und Informationen. Zitzmann warb für den monatlichen Stammtisch, der abwechselnd in Vaihingen, Eberdingen und Sachsenheim stattfindet und lud zum Jahresausflug im Frühjahr ein.
Der mittelständische Unternehmer Adolf Katz stellte sein seit 1898 bestehendes Familienunternehmen vor. Dem Weitblick seiner Mutter war es zu verdanken, dass sie beim Bau des Breuningerlandes in Tamm zugegriffen hat, dort die erste Filiale gründete und damit die Expansion der Firma in Gang setzte. Heute verfügt das Unternehmen über 80 Filialen mit 800 Mitarbeitern im Bereich von Pforzheim bis Steinheim, von Stuttgart bis Heilbronn. 2001 baute Katz aus logistischen Gründen die zentrale Backstube in der Planckstraße – ein Glücksfall für Vaihingen. Mehrere Grundsätze prägen die Bäckerei: Sie verkauft nur in eigenen Filialen, verwendet nur Mehl von regionalen Mühlen und seit 1996 Dinkel von Bauern aus Hohenlohe, deren Ernte auch für Allergiker geeignet ist. Dazu gibt es eine klare Unternehmensstruktur, die aus Adolf Katz und seiner Frau als Inhaber besteht und einer Führungsebene mit BA-Studenten für den Führungsnachwuchs. Im eigenen Schulungszentrum werden mit umfangreichem Ausbildungsprogramm u.a. Filialleiter, Fachberater und Filialbetreuer ausgebildet.
Bei der Darstellung der aktuellen Situation der Lebensmittelbranche sprach Katz zunächst die Reglementierung durch die neue EU-Verordnung an, nach der Allergene und Nährwerte aufgelistet werden müssen: „Die Klebeschilder sind dabei oft größer als die Beutel der Weihnachtsbrödle!“ Auch beim Thema Mindestlohn fand er deutliche Worte. Nicht 8,50 € seien das Problem, sondern der bürokratische Aufwand für die Dokumentation der täglichen Arbeitszeit. 430 € Kräfte, die nun in reguläre Arbeitsverhältnisse kommen, erhalten nach Abzug der Steuern weniger Geld. Bei der Preisgestaltung ist der mittelständische Betrieb längst von globalen Auswirkungen abhängig, ob bei Haselnüssen aus der Türkei oder Mandeln aus Kalifornien. Und im Finanzamt wiehert der Amtsschimmel: Die nicht verkauften Backwaren gehen in ein Futtermittelwerk, worauf die Bäckerei ein Gewerbe für Futtermittelhandel anmelden musste, um Mehrwertsteuer zahlen zu können.
In der von dem FDP Fraktionsvorsitzenden Friedrich Wahl geleiteten Diskussionsrunde bekam die interessierte Runde weiter offen Auskunft, z.B. zur täglichen Mengenkalkulation: „Das ist unsere größte Herausforderung, sie läuft über PC-Aufträge an den Kassen“. Man erfuhr, dass keine Erweiterung des Betriebes vorgesehen sei und vom hohen Anbauniveau mit Ackerrandstreifen und einer Müller- und Bauerngarantie.
Eine schwungvolle Rede zum Jahresauftakt hielt FDP Politiker Patrick Meinhardt zum Thema „Chancen ermöglichen – die neue FDP“. Als langjähriger Bundestagsabgeordneter, Vorsitzender des FDP Bezirksverbandes Mittelbaden, Stadtrat von Baden-Baden und seit 2014 Leiter Politik und Öffentlichkeitsarbeit in der BVMW Geschäftsstelle Berlin (Bundesverband Mittelständischer Wirtschaft) kennt er die politische Arbeit auf allen Ebenen. „In Vaihingen hat der Aufbruch schon begonnen, die FDP wächst von unten!“, sagte er wertschätzend zur umfangreichen Agenda des Ortsverbandes Vaihingen-Stromberg und der Gemeinderatsfraktion. Das von Reinhold Maier geprägte Wort der „Graswurzelpolitik“ hat für FDP Kommunalpolitiker eine sehr aktuelle Bedeutung.
Eine Steilvorlage hatte der mittelständische Unternehmer Katz dem Politiker Meinhardt mit dem Thema „Mindestlohn“ gegeben. Dieser kritisierte heftig, dass für dieses „Bürokratiemonster“ 16000 Stellen für Zöllner geschaffen werden, um die Betriebe zu kontrollieren, dass Praktikumsplätze als zu teuer wegfallen und dass die häusliche Pflege wieder in die Schwarzarbeit ausweichen wird. Für den Bildungsbereich forderte er, dass jede Schule und jeder Schüler die gleiche Förderung erhalten muss, das bedeutet für Baden-Württemberg, dass die Ressourcen nicht zu Gunsten der Gemeinschaftsschulen verteilt werden dürfen. „Wir brauchen gleichberechtigte Förderung von akademischer und beruflicher Bildung, wir wollen damit Chancen eröffnen für jeden und jede, egal woher er oder sie kommt!“ rief er temperamentvoll seinen Zuhörern zu. Meinhardt schloss mit dem alten wie neuen Credo der Freien Demokraten von Theodor Heuss: „Es ist keine Schande hinzufallen aber eine Schande, nicht wieder aufzustehen!“
Das Schlusswort sprach FDP Kreis- und Gemeinderätin Helga Eberle. Sie bedankte sich bei den Referenten für die vertieften Einblicke in Mittelstandspolitik, Bildungspolitik und Bürokratieabbau und forderte als Richterin die Liberale Rechtspolitik ein, da ein Rechtsstaat auch ein starker Wirtschaftsfaktor sei.