Der FDP-Ortsverband Vaihingen-Sachsenheim hatte eingeladen, und sie waren gekommen:
Herr Albrich, Bürgermeister Sachsenheim
Herr Scholz, Bürgermeister Sersheim
Herr Frieß, Ministerialdirektor Verkehrsministerum BW
Herr Fuchs, Verkehrsministerium
Andrea Kadenbach, Leitung Bahnhofsmanagement Mannheim
Herr Freitag, DB
Frau Menzel, DB
Herr Scheerer, MdL, Sprecher u.a. für Straßenverkehr und ÖPNV
Herr Dr. Jung, MdL, Sprecher für Verkehr und Petitionen
Karl Willig, FDP-Stadtrat Sachsenheim
Thomas Bay, FDP-Stadtrat Sachsenheim
Wolfgang Vogt, Kreisgeschäftsführer FDP Kreisverband Ludwigsburg
Sachsenheim hat derzeit etwa 19.500 Einwohner und ist damit auf dem Weg, große Kreisstadt zu werden. Alle großen Kreisstädte im Landkreis Ludwigsburg haben einen S-Bahn- oder U-Bahn-Bahnhof oder beides.
Schon seit vielen Jahren gibt es den Wunsch nach einer S-Bahn-Verlängerung der S5 von Bietigheim über Sachsenheim und Sersheim nach Vaihingen/Enz. Aus Sicht des FDP-Ortsverbands Vaihingen-Sachsenheim ist nun der Zeitpunkt gekommen, endlich die vorbereitenden Planungen für die S-Bahn-Verlängerung anzugehen und damit in absehbarer Zeit für die Bürger einen verlässlichen 15-Minuten-Takt in der Verkehrsanbindung zu realisieren.
Die Fahrpläne weisen derzeit einen 30 Minuten-Takt aus, doch leider gelingt das in der Wirklichkeit immer weniger, zumal durch die vielen Baustellen zurzeit nur wenige Züge von Sachsenheim nach Stuttgart durchfahren und bei den häufigen Verspätungen der Umstieg in Bietigheim-Bissingen oft nicht klappt.
Um dem zu entgehen, fahren immer mehr Pendler mit dem Auto nach Bietigheim-Bissingen, um dort in Regionalzug oder S-Bahn einzusteigen.
Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich sagte „Überall werden Bahnlinien reaktiviert oder ausgebaut, nur bei uns tut sich nichts.“ Die Zahl der Pendler in Sachsenheim steigt stetig, eine S-Bahn-Verlängerung würde auch im Hinblick auf die Ziele im Klimaschutz einen großen Fortschritt bringen.
Jürgen Scholz, Bürgermeis
ter in Sersheim, erinnerte an die Machbarkeitsstudie zur S5-Verlängerung aus 2011. Damals wurde ein phänomenaler Kosten-Nutzen-Faktor von 4,3 festgestellt. „Wir könnten 6.000 Pendler weniger auf den Straßen haben, wenn es eine bessere Vertaktung mit der S-Bahn-Verlängerung gebe. Aber ich glaube nicht, dass ich das als Bürgermeister noch erleben werde und dann habe ich 40 Jahre umsonst gekämpft“, sagte Scholz.
Es gibt viele Projekte, die einen geringeren Kosten-Nutzen-Faktor haben, so z. B. die geplante Stadtbahn, die Ludwigsburg mit Schwieberdingen, Markgröningen und Pattonville verbinden soll. Hier liegt der Faktor bei etwas über 1,0. „Im Norden der Region passiert einfach nichts“, sagte Scholz. „Wir leben in einer Bananenrepublik.“
Der FDP-Landtagsabgeordnete Hans-Dieter Scheerer berichtete, dass im Herbst eine neue Machbarkeitsstudie vorgestellt werden soll, über die noch dieses Jahr diskutiert und eine Entscheidung getroffen werde. „Die S5-Verlängerung ist also sehr wohl im Fokus.“ Eine Umsetzung erscheint jedoch erst in den 30er Jahren realistisch, denn S-Bahn-Projekte seien kostspielig. Als Beispiel nannte er die Verlängerung der S3 von Filderstadt nach Neuhausen. Für vier Kilometer Strecke werden 210 Millionen Euro veranschlagt. Eine weitere Verlängerung der S5 von Vaihingen nach Mühlacker hält er nicht für realistisch, da die Strecke über die Regionsgrenzen hinaus geht.
Zweites wichtiges Thema ist die Nicht-Barrierefreiheit des Bahnhofs Sachsenheim. Kinderwagen können mit Hilfe hochgetragen werden, aber was macht ein Rollstuhlfahrer?
FDP-Stadtrat Karl Willig berichtete, dass er schon gesehen habe, wie zwar der Rollstuhl von einem Passanten hochgetragen wurde, der Rollstuhlfahrer sich aber mit den Händen und Armen von einer Treppenstufe auf die nächste hochziehen musste – und die Treppe ist meist nicht sehr sauber. Es sei beschämend, so etwas in Sachsenheim mit ansehen zu müssen.
Berthold Frieß, Ministerialdirektor im Verkehrsministerium Baden-Württemberg, stellte in Aussicht, dass der Sachsenheimer Bahnhof schon bald barrierefrei ausgebaut wird.
Von Seiten der Bahn berichteten Frau Kadenbach und Herr Freitag, dass derzeit tatsächlich Planungen für die Barrierefreiheit in Vorbereitung seien. Nun sucht man gerade ein Planungsbüro. Wenn alles gut läuft, könnte der Bahnhof in Sachsenheim 2028 barrierefrei werden.
Bei der Besichtigung der Treppe schlug FDP-Stadtrat Thomas Bay vor, statt eines Aufzugs einen lang gezogenen Aufgang zu planen analog zu dem Zugang vom Busbahnhof zur Bahnhofsunterführung. Wenn man das Häuschen auf dem Bahnsteig abreißen würde, wäre dafür Platz. Dies sei nachhaltig, da im Gegensatz zu einem Fahrstuhl keine Wartungskosten anfallen, und ausfallen könne ein solcher Aufgang auch nicht. Frau Kadenbach sagte, das wolle man prüfen.
Die beiden FDP-Stadträte mahnten auch die Sauberkeit des Bahnhofs an. In der Unterführung zu den Gleisen ist es oft dreckig. „Der Sachsenheimer Bahnhof gehört zu den optimierungsbedürftigsten im ganzen Land“, sagte Christian Jung, der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion.
Frau Kadenbach berichtete, dass ein Dienstleister einmal pro Woche die Abfalleimer leert und den Bahnhof reinigt. Wenn trotzdem überquellende Abfalleimer oder Verschmutzungen auffallen, so kann man sich gern bei der Bahn telefonisch oder per mail (gern auch mit Foto) melden. Die Kontaktdaten sind im Schaukasten auf dem Bahnhof. Sollte sich herausstellen, dass der wöchentliche Rhythmus nicht ausreicht, so kann dies auch zu einer häufigeren Reinigung führen.
Der FDP-Ortsverband Vaihingen-Sachsenheim bedankt sich für den intensiven Austausch. Zumindest gibt es ein paar Hoffnungsschimmer für Barrierefreiheit und S-Bahn-Verlängerung. Wir bleiben dran!