FDP Bildungspolitiker Timm Kern beim Liberalen Forum
Sachsenheim (dh). Aufgeschreckt durch das dramatisch schlechte Abschneiden der Grundschulen beim letzten Bildungsvergleich und dem Abwärtstrend der Schulleistungen im 10-Jahresvergleich der Bundesländer hatte der FDP Ortsverband Vaihingen-Sachsenheim zum Thema Bildung beim Liberalen Forum im Dezember eingeladen.
Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion im Landtag, Dr. Timm Kern MdL, Sprecher für Bildung, Hochschulen, Kirchen und Religionsgemeinschaften, referierte und beantwortete gerne viele Fragen. Die interessierte Gruppe – vermutlich durch Fernsehfußball reduziert – äußerte persönliche Betroffenheit.
Und betroffen ist jeder, der die Zahlen hört: In Baden-Württemberg schaffen mittlerweile vier von zehn Viertklässler entweder gar nicht oder knapp die Mindestkenntnisse beim Lesen, Schreiben und Rechnen. Timm Kern, der 2011 als Gymnasiallehrer für Geschichte, Gemeinschaftskunde, kath. Religion und Wirtschaft in den Landtag gewählt wurde, hat den Umbau des Schulsystems miterlebt.
Die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung mit Beratungsverfahren zog einen so großen Anstieg von Sitzenbleibern nach sich, dass die Wiederholung der 5. Klasse abgeschafft werden musste. Durch die Einführung der Gemeinschaftsschule („Eine Schule für alle!“) wurde den Realschulen die knappen Ressourcen entzogen.
Die Freien Demokraten vertreten einen grundsätzlich anderen Ansatz. Referent Timm Kern: „Für jedes Kind die richtige Schule! Wir brauchen ein vielseitiges und differenziertes Schulsystem.“ So sollen Schüler/innen und Eltern eine echte Wahlfreiheit bei der Ganztagsgrundschule haben oder die Wahl zwischen dem achtjährigen und dem neunjährigen Gymnasium, wo es am Standort möglich ist. Wenn die Sitzenbleiberquote nicht sinkt, fordern die Freien Demokraten eine verbindliche Grundschulempfehlung mit Letztentscheidungsrecht aller weiterführenden Schulen.
Bei den Anstrengungen, die Schulleistungen wieder zu verbessern, ist die größte Herausforderung die Bekämpfung des Lehrermangels. Aus der Gesprächsrunde wurden viele Anregungen für ein Bündel von Maßnahmen zusammengetragen: Um die Motivation von Lehrkräften zu stärken braucht es mehr Wertschätzung in der Gesellschaft, die sich auch in einer Angleichung des Studiums von Grundschullehrern mit anderen Schularten zeigen würde, verbunden mit einer entsprechenden Gehaltseinstufung.
Mehr Studienplätze an den Pädagogischen Hochschulen müssen geschaffen werden, dazu die Abschaffung des Numerus Clausus, damit mehr bildungsbegeisterte Menschen Zugang zu diesem wichtigen Beruf erhalten. Mehr Möglichkeiten für Seiten- und Quereinsteiger mit Weiterbildungen und Nachqualifizierung sind nötig. Entlastung im Schulalltag wäre durch IT- und Pädagogische Assistenten oder Lehrer für Deutsch als Zweitsprache wichtig, damit Lehrkräfte sich auf ihr Kerngeschäft, den Unterricht und die individuelle Förderung konzentrieren können.
„Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung,“ so steht es im Grundsatzprogramm der FDP in Baden-Württemberg. Die Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass dringend ein nachhaltiges längerfristiges Personalentwicklungskonzept im Land gebraucht wird und dazu flankierende Sofortmaßnahmen, für die Haushaltmittel zur Verfügung gestellt werden müssen.
Dr. Timm Kern