Mit Pascal Kober und seinen Ausführungen zu diesem wichtigen Thema gelang dem FDP Ortsverband eine gut besuchte Jahresveranstaltung. Das Ambiente im Löwensaal mit gelb-blau-magenta Blumenschmuck und regionalen Produkten trug zur aufgelockerten Gesprächsatmosphäre bei. Vorsitzender Roland Zitzmann berichtete in seinem Rückblick, dass der OV Vaihingen den vom Kreisverband ausgelobten Preis in Höhe von 500 € für die beste Veranstaltung zum 3. Mal in Folge mit dem „Freiheitslauf“ im Frühjahr 2016 gewonnen habe. Das Preisgeld stellt der Ortsverband den Bundestagskandidaten zur Verfügung.
Michael Distl, verantwortlich für die globale IT bei einem großen Automobilzulieferer, referierte außerdem eindrücklich über den „Einfluss der Digitalisierung auf unser Leben“.
Stefanie Knecht, Bundestagskandidatin im Wahlkreis Ludwigsburg, forderte mehr Investitionen in die Verkehrs- und Infrastruktur. Zudem hinterfragte Knecht den deutschen Bildungsföderalismus. „Man muss angesichts des internationalen Wettbewerbs heute schon fragen, ob es sein muss, dass die 16 Länder in Deutschland rund 30 unterschiedliche Schulabschlüsse anbieten“, fand die Ludwigsburgerin. Ihr Mitkandidat für den Wahlkreis Neckar-Zabern, der Student der Politikwissenschaft Marcel Distl, griff den Kurs von Martin Schulz an. Wer die Hartz-Reform rückabwickeln wolle, müsse den Bürgern auch sagen, mit welchem Geld er dies umsetzen wolle. „Herr Schulz treibt Sozialpopulismus pur“.
Der Hauptredner des Abends, der Militärpfarrer und frühere FDP-Bundestagsabgeordnete Pascal Kober, widmete sich ebenfalls der Sozialpolitik und forderte eine neue „Grundmelodie“. „Es wird immer nur über Zahlen gesprochen, aber nie über die Frage, wie wir den Einzelnen stärker machen können“, sagte Kober. Dies fange schon bei der Definition von Armut an. In Deutschland gelte als arm, wer weniger als 60 Prozent des Durchschnitteinkommens habe. Diese Armutsstatistik sei von vornherein so angelegt, dass Armut gar nicht verschwinden könne. „Nach dieser fragwürdigen Definition gibt es in Deutschland mehr Armut als in Rumänien, obwohl die Menschen dort viel weniger haben.“
Deutschland müsse aufhören über die Höhe der Hartz IV-Sätze zu diskutieren und anfangen, den Einzelnen zu ermutigen. „Der erste Satz des Beraters bei der Agentur darf nicht ´Was brauchen Sie? ´sein. Er muss heißen: ´Was können Sie? ´“. Wer Armut bekämpfen wolle, dürfe auch nicht um ein Phänomen herumreden, das es in Deutschland gebe: eine sozial und kulturell abgehängte Unterschicht. Es helfe wenig, wenn der Sozialstaat hier nur mit Geld helfe. „Ich war als Seelsorger in solchen Familien. Die Kinder werden wir nicht vor Armut bewahren können, wenn wir ihnen nicht mit besonderen Bildungsangeboten die Chance ermöglichen, Strukturen, Rituale und Verhaltensweisen zu erlernen, die sie von zuhause nicht kennen“, sagte Kober.
Lebhafte Diskussionen schlossen sich mit Moderator Stadtrat Friedrich Wahl an und wurden noch weitergeführt, nachdem Roland Zitzmann mit herzlichem Dank an die Referenten die Veranstaltung beendet hatte.