Jeder Bundestagsabgeordnete hat die Möglichkeit, Gruppen von 50 Personen nach Berlin einzuladen. Das sind politisch Interessierte oder ehrenamtlich Engagierte, wie im Sommer die Musikverbände aus Baden und Württemberg.
Kürzlich war der FDP-Ortsverband Vaihingen dazu eingeladen. Mitglieder des Vorstandes, von Gemeinderat, Kreistag und Jugendgemeinderat hatten sich mit Freunden, Familienangehörigen und viel Jugend angemeldet.
Voller Erwartungen trafen sich 20 Teilnehmer auf dem Vaihinger Bahnhof, um mit der Gesamtgruppe von Stuttgart mit dem ICE nach Berlin zu fahren. Nachdem ihr Zug abgesagt wurde und der nächste Verspätung hatte, konnten sie trotzdem noch in den Berliner ICE einsteigen: Vorstand Roland Zitzmann hatte einen Zwischenhalt in Vaihingen für die Gruppe erreicht!
Einer der Höhepunkte des vom Wahlkreisbüro Ingersheim mit dem Bundespresseamt vorbereiteten Programms war der Besuch des Bundestages mit Vortrag im Plenarsaal, Besichtigung der Reichstagskuppel und einem Gespräch mit Harald Leibrecht im Raum der 93 Mitglieder starken FDP-Bundestagsfraktion. Er berichtete von seinen Aufgaben: Im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, das nach 2009 die Arbeit in den Entwicklungsländern gebündelt und neu strukturiert hat, um die Sach- und Personalressourcen effektiver einsetzen zu können. Im Außenministerium ist er beauftragt als Koordinator der Bundesrepublik für transatlantische Beziehungen, v.a. USA.
Dadurch konnte das Außenministerium besichtigt werden, das nur wenigen Besuchern zugänglich ist. Es ist aus ehemaligen Regierungsgebäuden des Dritten Reiches und der DDR zusammengefasst und erweitert worden; behutsam wurden historische Gebäudeteile wie der „Weltsaal“ integriert.
Leibrecht ist auch Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg, der 15 FDP-Abgeordneten im Bundestag. Dadurch wurde der Besuch der Landesvertretung ein weiterer Höhepunkt für die Teilnehmer. Im Reigen der Botschaftsgebäude im Tiergarten, zwischen der Türkei und Österreich, in der Nachbarschaft der „Gedenkstätte zum 20. Juli“, mit badischem Granit von der Straße bis zum Eingangsbereich belegt, liegt das eindrucksvolle moderne Gebäude. Eine Gedenktafel erinnert an den Vorbesitzer des im Kriege zerstörten früheren Hauses: James Simon, ein Mäzen der Berliner Museen, aus dessen Sammlung z.B. die Nofretete stammte.
Herzlich begrüßt und mit Vesper und schwäbischem Wein verwöhnt wurde die Reisegruppe dort von einem gebürtigen Vaihinger: Ulrich Rapp, Leiter für Öffentlichkeitsarbeit, zuständig für Besuchergruppen, gesellschaftliche Veranstaltungen und Vermarktung des Gebäudes. Dazu gehören Vermietung der Räume für kleinere Länder ohne eigene Botschaft, täglicher Mittagstisch, der dem informellen Austausch verschiedener Länder dient, Podiumsdiskussionen und Nachbarschaftstreffen von Botschaftsangehörigen auf neutralem Boden, ca. 900 Veranstaltungen im Jahr. In der überparteilichen Landesvertretung halten alle Gruppen aus Baden-Württemberg ihre Sitzungen ab.
„Wege – Irrwege – Umwege“ heißt die ständige Ausstellung im Deutschen Dom am Gendarmenmarkt; eine ausführliche, detaillierte Darstellung des langen Prozesses der deutschen Demokratie. Nach dieser interessanten Besichtigung blieb noch etwas Zeit für ein individuelles Abendprogramm: Ein Bier im Nicolai-Viertel, ein Streifzug durch Berlin – Mitte zu „Klärchens Ballsaal“ oder am Kuhdamm zur besten Currywurst der Stadt!
Trotzdem war am nächsten Morgen Frühaufstehen angesagt, weil die Reisegruppe als Statisten beim ZDF-Morgenmagazin angemeldet war. Vincent Klink beim Kochen einer Schulverpflegung, die angesagten Moderatoren und anschließend eine Führung durch die Studios – es wurde wirklich viel geboten! Auf der langen Heimreise konnten diese vielen Eindrücke, Informationen und Denkanstöße überdacht werden, die Erwartungen waren mehr als erfüllt worden.( Und was schallte den Berlinfahrern entgegen, als sie wieder in Vaihingen waren?: „Ich habe dich im Fernsehen gesehen!“)
Dagmar Holzberg
FDP Ortsverband Vaihingen-Stromberg