(1) Liberale vertrauen in die Zukunft, denn sie vertrauen dem menschlichen Schöpfergeist, seiner Fähigkeit zur Lösung von Problemen und seiner Begabung, aus seiner naturgegebenen Freiheit etwas zu machen.
(2) Liberale wissen aus diesem Grund um die Wichtigkeit des beständigen Ringens um den Erhalt dieser Freiheit. Der Südwest-Liberalismus gründet auf einer annähernd 200jährigen Geschichte des Freiheitskampfes für die bürgerliche Gesellschaft, gegen Obrigkeit, gegen gleichmacherische Autoritäten, gegen populistische Nivellierung von Menschen und Gruppen.
(3) Liberale begreifen Freiheit nicht nur als Menschenrecht, sondern auch als Verpflichtung, von ihr verantwortlich Gebrauch zu machen. Es ist eine moralische Pflicht des Menschen als Wesen mit transzendenter Würde, seine Freiheit konstruktiv zunächst für sich selbst, für die optimale Selbstentfaltung als vernunftbegabter Mensch, hernach aber auch zur Sicherung der Freiheit und der Entfaltungsmöglichkeiten der anderen zu nutzen. Bildung ist deshalb sowohl Menschenrecht für alle als auch Selbstverpflichtung für jeden Einzelnen.
(4) Die Sicherung wirtschaftlicher Freiheit entspricht der Natur des Menschen. Armut zu bekämpfen ist kein Akt der sozialen Gerechtigkeit, sondern zwangsläufige Konsequenz der liberalen Einsicht, dass Armut die Freiheit des von ihr Betroffenen einschränkt. Aus der Verpflichtung zur eigenen individuellen Freiheit und zur gesellschaftlichen Freiheit aller folgen unsere Leitprinzipien für konkrete Politik. Wir wissen, dass hoher Bildungsstand, wirtschaftliche Freiheit und menschliche Solidarität nachhaltige Erfolgsfaktoren für Wohlstand und Wohlfahrt sind.
(5) Aber nicht die hohe Leistungsfähigkeit des politischen Liberalismus für gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wohlstand ist unser erstes Leitmotiv. Wir erachten die Freiheit als den wichtigsten Wesenszug des Menschen.
(6) Alle anderen Werte und Ziele müssen der menschlichen Freiheit dienen, dürfen sie im Kern nie verletzen. Deswegen verteidigen wir die offene Gesellschaft. Deswegen trauen wir nur ihr die menschenwürdige Bewältigung aller Herausforderungen zu. Deswegen haben wir Vertrauen in die Zukunft.
(7) Der Mensch und seine Freiheit sind der Maßstab liberaler Geisteshaltung und Politik. Den kollektivistischen und autoritären Bestrebungen politischer Gegner stellen wir ein freiheitlichesGesellschaftsbild und ein positives Grundvertrauen in den Menschen entgegen. DieserDenkweise haben wir historische Errungenschaften wie den demokratischen Rechtsstaat, dieAchtung der Menschenrechte, ein freiheitliches Gesellschaftskonzept und die SozialeMarktwirtschaft zu verdanken. Auch die Herausforderungen der Gegenwart wollen wir lösen,indem wir stets den Menschen und seine unveräußerliche Freiheit in den Mittelpunkt von Politik,Gesellschaft und Wirtschaft stellen.
(8) Wir Liberalen wissen, dass Menschenwürde, Wohlstand und soziale Verantwortung weder inautoritär geführten Staaten noch in kollektiven Systemen gedeihen können – die Geschichte des20. Jahrhunderts und der weltweite Vergleich zeigen, dass Gesellschaften den Weg in autoritäreoder kollektive Systeme stets mit Freiheits- und Wohlstandsverzicht und Einbußen anLebensqualität bezahlt haben.
(9) Deshalb werben wir Liberalen unbeirrt für die freiheitliche Gesellschaft und diemarktwirtschaftliche Ordnung. Wir alle verdanken dieser Gesellschafts- und Wirtschaftsordnungunseren Wohlstand und unsere Lebensqualität.Offenheit und Mut sind Treibstoff einer modernen Gesellschaft. Wer die Freiheit der Sicherheitopfert, wird am Ende beides verlieren.
(10) Wir wissen, dass die freiheitliche Gesellschaft auf die menschliche Vernunft baut, die in Gestaltvon Bildung, Wissenschaft und Kultur das belastbare Fundament unserer freiheitlichen Ordnung ist.
(11) Wir vertrauen dem freien Menschen, seiner Vernunft und seinem gebildeten Gewissen.
(12) Wir vertrauen den Familien und den selbst gewählten Gemeinschaften als stabile Waben unserer Gesellschaft und als Orte menschlicher Wärme und gelebter Solidarität.
(13) Wir vertrauen der Kraft eines lebendigen gesellschaftlichen Diskurses.
(14) Wir vertrauen der Leistungsfähigkeit freier Unternehmen, ihrer Verantwortung und der regulierenden Kraft des Wettbewerbs.
(15) Wir vertrauen dem technischen und medizinischen Fortschritt und dem gewissenhaften Umgang mit seinen Ergebnissen.
(16) Wir vertrauen den gewachsenen und gestalteten Strukturen unseres Landes und dem verantwortlichen Umgang der Menschen mit ihrer Heimat.
(17) Und wir vertrauen dem Staat in seiner Funktion als Diener der Gesellschaft.
(18) Das sind die Säulen einer menschlichen Gesellschaft, in der Menschenwürde, Wohlstand, sozialeVerantwortung und Solidarität der Generationen gedeihen können. Gestützt auf diese Säulenwerden wir auch im 21. Jahrhundert die Zukunft gewinnen.
(19) Unser Vertrauen ist nicht bedingungslos. Wir brauchen Persönlichkeiten in Gesellschaft,Wirtschaft und Politik, die in ihrem Handeln ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerechtwerden. Staat und Gesellschaft müssen diese Verantwortung einfordern.
(20)Wir wollen dieMenschen nicht nach unseren Vorstellungen formen. Unsere Ideale orientieren sich ameinzigartigen Menschen, der sein Leben nach eigenen Vorstellungen und Neigungen selbstgestaltet und Verantwortung für sein Handeln übernimmt. Seine Freiheit findet erst dort ihreGrenzen, wo sie dieselben Freiheitsrechte anderer Menschen berührt.
(21) Wir wollen möglichst viele Menschen überzeugen, mit uns gemeinsam für dieses erfolgreicheund zukunftsfähige Gesellschaftsmodell einzutreten und es im Wettbewerb der Ideen durchzusetzen.